Ich anerkenne, dass es jedermanns Freiheit ist zu glauben. Diese Freiheit umfasst das «Recht» sich einerseits zu entscheiden, ob man an etwas, «das für den menschlichen / wissenschaftlichen Verstand nicht erfassbar ist» glauben will und andererseits, den Inhalt dieses Glaubens zu bestimmen.
«Glauben» ist in diesem Kontext als ein «glauben an» (und nicht als ein, «glauben, dass») zu verstehen. Aus dieser Betrachtung geht hervor, dass der individuelle Mensch Subjekt des Glaubensakt ist; er muss glauben wollen, sonst findet «glauben» nicht statt. Der Inhalt des Glaubens wird damit sprachlich zum Objekt, auch wenn es auf den ersten Blick blasphemisch wirken kann, wenn man Gott als «menschliches Objekt» bezeichnet.
Mein im ersten Absatz dargelegtes Verständnis, dass dieses Objekt des menschlichen Glaubens verstandesmässig nicht erfassbar ist, führt zwangsläufig dazu, dass man dieses Objekt und damit die konkrete Sinnhaftigkeit des Glaubensakts nicht mit rationalen Mitteln beschreiben und schon gar nicht beweisen kann. Glauben ist damit kein wissenschaftlicher und damit eigentlich auch kein «vernünftiger» Akt. Und trotzdem, für mich macht Glauben Sinn. Gleichzeitig kann ich jeder Person, die mein Glauben und meinen Glauben anzweifelt, nicht mit wissenschaftlichen Argumenten entgegentreten. Dieses intellektuell-argumentative Defizit ist für mich jedoch kein Argument, nicht zu glauben: Glaube umfasst für mich etwas, was zwar wissenschaftlich nicht erfassbar ist, für mich aber trotzdem real existiert. Damit wird für mich selbst der Glaube, obwohl wissenschaftlich nicht belegbar, trotzdem zu einem rational sinnhaften Akt.
Konkret nutzbar wird der Glaube für mich dann, wenn sein Ziel gemäss 1Petr 1,9 («So erreicht ihr das Ziel eures Glaubens: das Heil eurer Seele») definiert wird; wenn ich mein Seelenheil erlange, bin ich bei mir (und bei Gott); ich habe den höchsten Grad der «Selbstliebe» erreicht, diese Selbstliebe ist aber keine selbstbezogene Liebe, sondern eine, die sich auf meinen Teil am Ganzen bezieht.
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